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Kronen Zeitung

vor 8 Stunden
USA

FIFA KLUB-WM

Zwischen „Triumph“ und „schlechtester Idee jemals“

krone Sport

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat das umstrittene Mammutprojekt Klub-WM schon während des Turniers als „ein Triumph, ein riesiger Erfolg“ hochgejubelt. Der Bewerb mit 32 Mannschaften in den USA galt auch als Testlauf für die WM-Endrunde 2026, die die USA gemeinsam mit Kanada und Mexiko ausrichten – und hat einige Problemfelder offenbart. Hitze, Rasenqualität, Belastung und teils fehlender Zuschauerzuspruch wurden leidenschaftlich kritisiert.


Die Kritik kam vor allem aus Europa. Es gibt aber auch einen anderen Blickwinkel: Einen so intensiven Vergleich mit europäischen Top-Klubs und ihren Superstars hat es für den Rest der Welt noch nie gegeben. Duelle von Teams aus unterschiedlichen Kontinenten sorgten durchaus für Abwechslung. Die 32 Vereine kamen aus 20 verschiedenen Ländern. Mannschaften aus vier Kontinentalverbänden schafften den Sprung in die K.o.-Phase. Al Hilal aus Saudi-Arabien und brasilianische Teams um Halbfinalist Fluminense lieferten Überraschungen, während ihre Fans den Großteil der Stimmung vor Ort ausmachten.

Bild: AFP/APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/ROB KIM

„Der Wettbewerb ist viel spannender als erwartet. Es sieht so aus, als wäre dies der Beginn von etwas, das nicht mehr wegzudenken ist“, bilanzierte Arsene Wenger, der ehemalige Arsenal-Trainer und nunmehrige FIFA-Direktor für globale Fußball-Förderung. „Wir hoffen, dass die Mannschaften, die hier gespielt haben, nach Hause fahren und sagen: ‘Nächstes Mal wissen wir, was wir tun müssen, um stärker zurückzukommen‘, und dass dies auch in ihren Ländern zur Entwicklung unseres Sports beiträgt.“

Neue Bühne und Geldregen
Es war eine Bühne auch für die Spieler. Fans in Europa sahen erstmals, warum Real Madrid 39 Millionen Euro für den 17-jährigen Franco Mastantuono an River Plate überwies. Eine andere Dimension, aber ebenso interessant für Anhänger von Red Bull Salzburg, war zu beobachten, wie mit Christian Zawieschitzky ein 18-jähriger heimischer Torhüter auf höchstem Niveau eine Talentprobe abgab. Einige europäische Teams nutzten das Turnier, um neue Formationen oder Taktiken unter Wettkampfbedingungen einzuspielen.

Dazu kam ein beträchtlicher Geldregen. Antrittsgeld und Erfolgsprämien für einen Sieg und ein Remis bescherten Salzburg 15,81 Millionen Dollar (13,5 Mio. Euro). Nach Abzug aller Kosten bleibt den Bullen laut Geschäftsführer Stephan Reiter zumindest ein hoher einstelliger Millionen-Dollar-Betrag übrig. Europäische Topklubs erhielten bis zu 38,2 Mio. Dollar Startgeld. Ein wesentliches Zubrot waren aber auch die jeweils 9,55 Mio. Dollar, die Teams aus Nord- und Mittelamerika sowie Ozeanien, Afrika und Asien für ihren Antritt bekamen. Insgesamt eine Milliarde US-Dollar (0,85 Mrd. Euro) schüttete die FIFA aus.

Kritikpunkte Belastung und Hitze
Das alles hatte aber auch seinen Preis. Nicht nur Manchester-City-Trainer Pep Guardiola befürchtete eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit seiner Spieler in der kommenden Saison. „Die schlechteste Idee, die jemals im Fußball umgesetzt wurde“, nannte das Turnier der frühere Liverpool-Coach Jürgen Klopp. Auch der Head of Global Soccer von Red Bull bemängelte die zusätzliche Belastung für die Spieler, die nach einer langen Saison noch einmal richtig gefordert wurden, statt sich im Urlaub zu erholen.

Bild: GEPA

Dazu kamen die hohen Temperaturen. Trotz deutlich über 30 Grad Celsius waren viele Partien zur Mittagszeit oder am frühen Nachmittag angesetzt, um den wichtigen europäischen TV-Markt zu bedienen. „Für die europäischen Fans ist die Zeit großartig, aber die Teams leiden darunter“, sagte Luis Enrique, der Trainer von Finalist Paris Saint-Germain. „Es ist zu viel Hitze. Man muss in anderen Bedingungen spielen, um eine bessere Show zu sehen.“

In neun der 16 Austragungsstädte der WM 2026 herrschen Bedingungen, die als „extremes Risiko“ für hitzebedingte Erkrankungen gelten. Dass die Hitze negativen Einfluss auf die Spielqualität hat, ist unstrittig. Ein Ansatzpunkt für die WM im kommenden Jahr ist, die Schwelle für „Cooling Breaks“, also die Pausen für Spieler und Schiedsrichter zur kurzen Abkühlung und Wasseraufnahme, herabzusetzen. Die Spielergewerkschaft FIFPRO prüft zudem die Ausdehnung der Halbzeitpause von 15 auf 20 Minuten.

Turnier am falschen Ort?
Einhergehend mit der Hitze kamen auch Gewitter. Gleich sechs Partien, also knapp jede zehnte der insgesamt 63, war wegen eines drohenden Unwetters länger unterbrochen. Mitunter regnete es in den großteils nicht überdachten US-Stadien zwar keinen Tropfen. Grund für die Unterbrechungen sind Landesgesetze in zahlreichen Bundesstaaten, die bei Blitzen im Umkreis von acht Meilen (12,88 km) aus Sicherheitsgründen eine Evakuierung von Großveranstaltungen notwendig machen. Diese werden auch bei der WM in einem Jahr noch gelten.

Bild: AFP/PAUL ELLIS

Salzburg machte schon in der Auftaktpartie in Cincinnati gegen Pachuca (2:1) damit Bekanntschaft. Groß war der Frust beim späteren Finalisten Chelsea, dessen Achtelfinale gegen Benfica Lissabon (4:1 n.V.) in der 86. Minute beim Stand von 1:0 unterbrochen wurde. „Die USA sind nicht der richtige Ort für diesen Wettbewerb“, meinte Trainer Enzo Maresca. Dazu kamen Beschwerden über die Rasenqualität. „Er ist nicht auf dem Niveau, das europäische Vereine gewohnt sind“, gestand auch Wenger.

Bild: AP/AP Photo/Mike Stewart

Auch als Publikumsmagnet geht das Event nicht in die Geschichte ein. Nur bei elf von 56 Spielen in der Gruppenphase und im Achtelfinale waren die Stadien zu mehr als 90 Prozent gefüllt, darunter war gleich sechsmal der fußballbegeisterte Standort Miami, rechnete der „Guardian“ vor. 14 Spiele – darunter etwa Salzburg gegen Pachuca (offiziell 5.282) wurden von weniger als 20.000 Zuschauern besucht. Dass so manche Tickets notgedrungen zum Ramschpreis über die Theke gingen, änderte an den euphorischen Aussagen von Infantino nichts.


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